Matthias Machwerk

Mein Leben begann nach hormonell bedingter Zweisamkeit, danach Zellteilung, Platzangst, Rauswurf und eine Geburt, die mich nackt und unvorbereitet in die raue Wirklichkeit entließ. Anschließend wurde ich von einer gewaltbereiten Hebamme verhauen, von meiner Rettungsleine abgenabelt und von Horden aufgeregt winkender Menschen angespeichelt.

Danach ging alles Schlag auf Schlag, auch in meiner Erziehung. Der vergeblichen Disziplinierung folgten pubertierende Orientierungsversuche und die Erkenntnis, dass man als Elektroniker oftmals unter Strom steht. Ein Umstand, der mir bei Begegnungen mit andersartiger Geschlechtlichkeit und realsozialistischer Wirklichkeit immer wieder zum Vorteil gereichte. Und so kam es zu Widerspruch, Engagement und der irren Idee, Politik studieren zu müssen. Nach leerreicher Zeit wusste ich so viel von Politik, dass ich begann, mein heilloses Gedankengut für Unterhalt und Unterhaltung schriftlich darzulegen. Und so nannte ich mich Autor, arbeitete für Kabarett und Fernsehen, bis mich irgendwann Ehrgeiz, Ruhmessucht und Nahrungsmittelknappheit auf die Bühne trieben.

Meine ersten Darstellungsversuche offenbarten mein damals zweifelhaftes Talent und die Erkenntnis, auch Zuschauer sind nur Menschen und deshalb leidensfähig. Dann folgte eine neue Qualität…und die Gewissheit, Zuschauer haben mehr verdient, auch wenn sie heut kaum noch was verdienen…


Quelle: Biografie Matthias Machwerk